Online-Zeugnis für Ärzte: Patienten bewerten überwiegend sehr gut

Eine Hand hält die Buchstaben "info"

Analyse: Arztbewertungen mehrheitlich positiv – Zahnärzte, Orthopäden und Urologen im Internet am häufigsten bewertet

Diesen Zahn können Zahnmediziner den Kollegen anderer Fachrichtungen jetzt auf alle Fälle ziehen: Zahnärzte werden von Patienten nicht nur am häufigsten bewertet, sondern auch noch am besten. Das geht aus einer Analyse des Praxismarketing-Spezialisten Socialwave hervor. Das Münchner Unternehmen hat auf der Bewertungsplattform Jameda die zehn am häufigsten gelisteten Facharztgruppen untersucht. Rund 207 Online-Bewertungen haben Dentisten demnach im Durchschnitt, gefolgt von Orthopäden mit 197 Bewertungen pro Arzt und etwas abgeschlagen Urologen mit 169 Online-Rezensionen. Dass die Bewertungsfreudigkeit der Patienten bei Zahnärzten zudem qualitativ positiv zu Buche schlägt, müssen Humanmediziner wohl zähneknirschend hinnehmen. Zahnärzte glänzen mit einer Durchschnittsnote von 1,2 (Schulnote). Im Schulnoten-Ranking besetzen die Fachkollegen der Kieferorthopädie den zweiten Platz (1,3) und analog zur Bewertungshäufigkeit folgen laut Socialwave Urologen wieder an dritter Stelle mit einer Durchschnittsnote von 1,4. Die Praxismarketing-Spezialisten von Socialwave rechnen damit, dass das Thema Onlinebewertungen im Zuge des von Corona ausgelösten Booms bei Videosprechstunden und spätestens mit der Einführung der digitalen Patientenakte noch mehr an Fahrt gewinnen wird.

Das Online-Listing wird zahlenmäßig von Internisten (N=89.735) und Zahnärzten (N=61.984) angeführt. Auf dem dritten Platz landen weit abgeschlagen Gynäkologen, von denen knapp 18.000 bei Jameda zu finden sind (N=17.907). Auf den hinteren Rängen finden sich Kieferorthopäden (N=4.706), Hautärzte (N=5.845) und Urologen (N=5.952).

Gesamtnote unterstreicht Status als „Halbgötter in Weiß“

Felix Schönfelder, Geschäftsführer der Socialwave GmbH: „Überrascht hat uns, dass Bewertung auf dem Online-Portal insgesamt sehr positiv ausfallen. Verrechnet man alle Schulnoten über alle Fachrichtungen hinweg, erhalten die Mediziner eine Gesamtnote von 1,49, also `sehr gut´.“ Das Ergebnis spreche dafür, dass Patienten grundsätzlich sehr moderat mit ihrem Urteil umgehen. Das sei zunächst eine gute Nachricht für Ärzte. Gleichzeitig stelle das hohe Ausgangsniveau hohe Anforderungen an Behandlung und Service in Arztpraxen.

„Der Konkurrenzdruck ist hoch. Wer sich positiv aus der Masse hervortun will, darf sich beim immer wichtiger werdenden Reputationsmanagement keine großen Fehler erlauben. Patienten bewerten nicht ausschließlich die Behandlungsleistung des Arztes, sondern den Praxisbesuch als Ganzes“, erklärt Schönfelder. Da vielen Patienten der medizinische Hintergrund fehlt, gewichten sie ihre Eindrücke dabei nicht automatisch nach der fachlichen Qualität – die sie oftmals gar nicht beurteilen können.

Dorn im Auge: Schlusslicht bei Online-Bewertungen sind Augenärzte

Wenn es nach den Bewertungen des Online-Portals Jameda geht, sehen Patienten vor allem bei Augenärzten schwarz. Dass Patienten dabei alles andere als blind vor Wut agieren, sondern die Kritik sehr maßvoll ausfällt, zeigt die Durchschnittsnote als Letztplatzierte von 1,76. Etwas besser auf dem vorletzten Platz stehen Hautärzte (M=1,74), gefolgt von Orthopäden (M=1,62).

Korrelation zwischen Bewertungen und Sichtbarkeit im Netz

Was viele Ärzte nicht wissen: Qualität und Quantität der Bewertungen beeinflussen die digitale Sichtbarkeit. Wer öfter positiv bewertet wird, hat bessere Chancen, in den Top-Suchergebnissen bei Google oder Jameda zu landen. „Gerade in Großstädten oder beim Gewinnen ortsfremder oder unschlüssiger Patienten ist das ein Thema“, erklärt Schönfelder. Der Experte rät, das Problem technisch zu lösen: „Wer Bewertungen professionell managen will, kann einen Beitrag leisten, indem er eine digitale Infrastruktur bereitstellt.“ Ob ein Patient seinen Eindruck von Behandlungserfolg oder Qualifikation kommentiert oder nicht, lässt sich technisch über professionelle WLAN-Hotspots steuern.

Grundgesamtheit der untersuchten Fachärzte
1. Internisten (89.735)
2. Zahnärzte (61.984)
3. Frauenärzte (17.907)
4. Orthopäden (15.787)
5. Kinderärzte (11.181)
6. Augenärzte (9.037)
7. HNO-Ärzte (7.256)
8. Urologen (5.952)
9. Hautärzte (5.845)
10. Kieferorthopäden (4.706)

pi Socialwave GmbH, 23.07.2020