Arbeitskultur in der Urologie: Haben Ärzte keine gesunden Grenzen?

Pressemitteilung Hamburg, 19.09.2019

Ob in Klinik oder Praxis, die ärztliche Arbeit ist im Wandel: Bürokratie, Digitalisierung und wirtschaftlicher Druck fordern auch die urologische Ärzteschaft tagtäglich heraus. Ärzte führen häufig ein Leben, von dem sie ihren Patienten dringend abraten. Ständig unter Druck, Warnsignale missachtend, Grenzen überschreitend. Das Patientenwohl steht im Selbstverständnis an allererster Stelle. Die eigene Gesundheit wird dabei häufig vernachlässigt.

Aber auch Ärzte dürfen krank werden. Sie scheuen sich jedoch, Schwäche zu zeigen. „Wir als Berufsverband möchten unsere Kolleginnen und Kollegen dazu ermutigen, offener über ihre körperlichen Grenzen zu sprechen, das Thema salonfähig machen und uns kritisch mit unserem ärztlichen Selbstbild vom stets belastbaren, sich unermüdlich kümmernden und eigene Bedürfnisse verleugnenden Helfer auseinandersetzen“, erklärt Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. heute anlässlich des 71. DGU-Fachkongresses in Hamburg.

Ärzte sind suchtgefährdet

Typische Krankheitsbilder überlasteter Mediziner sind Depressionen sowie Herz-Kreislauf- und Suchterkrankungen. Ärzte greifen aufgrund ihrer herausfordernden Tätigkeit gegenüber anderen Berufsgruppen häufiger zu Alkohol, Zigaretten, Tabletten & Co. Auch täuschen sich Betroffene oft länger als andere über die Abhängigkeit hinweg. Hilfe, wie etwa Interventionsprogramme für Suchtkranke der Landesärztekammern, nehmen sie eher selten und meist zu spät in Anspruch.

Gesündere Arbeitsbedingungen notwendig

Weniger Einfluss haben Ärzte natürlich auf ihre Arbeitsbedingungen und den daraus resultierenden krankmachenden Faktoren. Eine Umfrage unter knapp 500 urologischen Assistenzärzten zeigt, dass über 80 Prozent unter hoher Arbeitsverdichtung mit Zeitdruck leiden. Auch Überstunden stehen an der Tagesordnung, nur einem Drittel aller Befragten werden diese vergütet.

„Hieran sehen wir, wie eng die Ärztegesundheit mit den aktuellen berufspolitischen und standespolitischen Debatten verbunden ist“, so BvDU-Präsident Schroeder. „Denn es stellt sich die Frage, wie wir unsere Selbstbestimmung und Selbstverwaltung in einem Gesundheitssystem bewahren können, das zunehmend kommerzialisiert, bürokratisiert und digitalisiert wird.“ Schon beim vergangenen Deutschen Ärztetag in Münster wurde von den Arbeitgebern gefordert, für gesundheitsförderliche ärztliche Arbeitsbedingungen zu sorgen, um Erschöpfung, Depressionen, Burnout oder Sucht vorzubeugen. Angeregt wurden außerdem Resilienzprogramme als Teil von Studium und Fortbildung.

Der Berufsverband der Deutschen Urologie e.V. stellt auf dem DGU-Fachkongress 2019 sein BvDU-Berufspolitisches Forum deshalb unter das Leitthema „Arbeitskultur in der Urologie: Sind wir Ärzte ohne gesunde Grenzen?“. Experten und Teilnehmer diskutieren die Ärztegesundheit, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie den Auswirkungen der Fallpauschalen auf die ärztliche Arbeit in der Klinik.


Über den Berufsverband der Deutschen Urologie e.V.

Seit über 60 Jahren vertritt der Berufsverband der Deutschen Urologie e.V. (BvDU) erfolgreich die Berufs- und Standesinteressen der urologischen Fachärztinnen und Fachärzte in Klinik und Praxis. Neben der berufspolitischen Arbeit widmet sich der Berufsverband stellvertretend für seine Mitglieder der Entwicklung und dem Ausbau von Kooperationsmodellen mit der Gesundheitswirtschaft. Wichtige Themen wie Selektivverträge, Fort- und Weiterbildungsangebote, Vertrags- und Veranstaltungsmanagement, Sponsoring und Rabattverträge liegen hierbei im Fokus. Als Interessenvertretung der Urologinnen und Urologen in Klinik und Praxis fördert der BvDU die Wertschätzung des Berufstands. Unsere Ziele sind u.a. leistungsgerechte Honorare, Eindämmung der Bürokratie sowie die Sicherstellung ärztlicher und beruflicher Entscheidungsfreiheit in Klinik und Praxis.

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