Laut Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), die von Oktober bis Dezember 2023 durchgeführt wurde, fühlen sich 62 Prozent der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten völlig überlastet.
Lässt man die Psychotherapeuten außen vor, sehen die Zahlen sogar noch dramatischer aus. Fast 73 Prozent der Hausärzte fühlen sich ausgebrannt, bei den Fachärzten sind es etwas über 69 Prozent. Entsprechend höher auch der Anteil derer, die über einen vorzeitigen Rückzug aus der Versorgung nachdenken: Er liegt bei den Hausärzten bei 69,6 Prozent, bei den Fachärzten bei 70,8 Prozent. Gleichzeitig machen sich rund 86 Prozent Sorgen, dass sie keinen Nachfolger finden.
Überlastung durch administrative und bürokratische Aufgaben und mangelnde Honorierung
Bemerkenswert ist: So gut wie keiner der Befragten hadert mit dem Arztberuf an sich. 98 Prozent halten ihre Arbeit für „nützlich und sinnvoll“. Grund für den Unmut sind vielmehr die aktuellen Rahmenbedingungen. Knapp 91 Prozent sagten, sie fühlten sich durch administrative und bürokratische Aufgaben überlastet. Fast 88 Prozent berichteten davon, dass die Digitalisierungsmaßnahmen den Praxisablauf beeinträchtigten. Und natürlich spielt auch das Honorar eine Rolle: 85 Prozent fühlen sich nicht angemessen bezahlt. Die Wertschätzung durch die Politik wird einheitlich als sehr niedrig bewertet.
Rund 32.000 Ärzte und Psychotherapeuten hatten an der Umfrage teilgenommen, die von 19. Oktober bis 4. Dezember durchgeführt wurde. Allein dieser hohe Rücklauf zeige, wie dramatisch die Situation sei, sagte Zi-Vorsitzender Dr. Dominik von Stillfried. Die Ergebnisse hätten Befürchtungen noch übertroffen und seien ein „mehr als deutliches Alarmsignal, kommentierte Dr. Andreas Gassen. „Wir laufen mit Volldampf in ein Versorgungsproblem“, warnte der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Der Bundesgesundheitsminister habe das aber immer noch nicht verstanden. Denn außer Worten sei von ihm bislang „nicht viel gekommen“.
Die Rahmenbedingungen sowie Personalmangel schränken die Versorgung bereits ein. Mehrheitlich denken Praxisinhaber über einen früheren Austritt aus der Versorgung nach und sorgen sich, ob Praxisnachfolger gefunden werden. Nur etwa die Hälfte würde sich selbst wieder niederlassen.
Teilnehmer aus dem fachärztlichen Versorgungsbereich sehen sich bei der Vergütung – auch im Vergleich zum Krankenhaus – besonders häufig benachteiligt und vom Personalmangel besonders betroffen.
Im Bereich der stationären Versorgung sehen viele Teilnehmer bessere finanzielle und personelle Voraussetzungen, insbesondere zur Versorgung mit innovativen Leistungen.
Die Teilnehmer stehen geschlossen hinter den Forderungen der KBV, insbesondere nach weniger Bürokratie, nach einer tragfähigen Finanzierung, nach einer sinnvollen Digitalisierung und nach Abschaffung der Budgets.
Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Ärztenachrichtendienst (änd)