Urologen schlagen Alarm: Wichtige Krebsuntersuchungen können bald nicht mehr geleistet werden

Illustration: Viele bunte Menschen, darüber Sprechblasen: "nicht mit uns!"

Pressemitteilung Berlin, 27.10.2019

Die urologische Untersuchung zur Diagnostik von Blasenerkrankungen und zum Ausschluss von Blasentumoren sowie deren Nachsorge, die so genannte Zystoskopie oder Blasenspiegelung, wird möglicherweise von niedergelassenen Urologen in Zukunft nicht mehr erbracht. Nach seiner Herbstsitzung an diesem Wochenende empfiehlt der Hauptausschuss des Berufsverbands der Deutschen Urologen e.V. (BvDU) seinen Mitgliedern, diese Untersuchungen ab Mitte November im Rahmen einer befristeten Aussetzungsaktion bei den Patienten nicht mehr anzubieten. Hintergrund sind immer umfassendere Anforderungen an die Aufbereitung der Instrumente sowie Vorgaben zum Nachweis der durchgeführten Maßnahmen, die in manchen Bundesländern auch noch kostenpflichtig von externen Prüfern abgenommen werden müssen. Diese Hygieneleitlinien, die von der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert-Koch-Institut (RKI) entwickelt werden, dienen als Grundlage und Standard für die erforderlichen Präventionsmaßnahmen bilden aber im Kern die Situation in Kliniken und Krankenhäusern ab und sind nicht – ohne erheblichen logistischen und personellen Aufwand – in die ambulante Versorgung übertragbar. So hat das Gesundheitsamt Ludwigshafen bereits Ende des vergangenen Jahres mehreren urologischen Praxen in Rheinland-Pfalz die Durchführung von Zystoskopien untersagt, weil die ergriffenen Aufbereitungs-Maßnahmen nicht durch externe Prüfer validiert worden waren.

Höchste hygienische Maßstäbe haben Priorität

„Viele Urologen haben sich bereits an die Kassenärztlichen Vereinigungen und auch die Krankenkassen gewandt, um dieses Problem zu adressieren – bisher leider ohne Erfolg. Die Situation verschärft sich seit Jahren. Die rechtsverbindlichen Leitlinien der Fachgesellschaften unterscheiden nicht zwischen ambulanter und stationärer Anwendung. In den Kliniken sind die entsprechenden Prozesse für Aufbereitung und Validierung meist schon vorhanden. Dort gibt es viele operative Endoskopien – in den Praxen steht der diagnostische Einsatz des Endoskops im Vordergrund. Selbstverständlich wollen wir die höchsten hygienischen Maßstäbe auch für unsere Patienten in der ambulanten Versorgung. Aber dafür müssen dann auch die entsprechenden Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit diese qualifiziert, wohnortnah und flächendeckend sichergestellt werden kann“, erläutert Dr. Axel Schroeder, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologen.


Zystoskopie. Foto: ©Knappschaftsklinikum Saar
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Blasenkrebs ist vierthäufigste Krebsart bei Männern

Nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) erkranken jedes Jahr etwa 29.000 Menschen an bösartigem Harnblasenkrebs in Deutschland. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Die Wahrscheinlichkeit, Blasenkrebs zu bekommen, steigt mit zunehmendem Alter. Bei Verdachtsfällen wird eine Blasenspiegelung durchgeführt – genau diese Untersuchung könnte bald aus der urologischen Praxis verschwinden. „Es besteht die Gefahr, dass viele unserer Patientinnen und Patienten nicht mehr ausreichend versorgt werden können. Diese Untersuchung ist auch ein wichtiges Verfahren, um Erkrankungen wie Harnwegsinfekte und Blasenleiden zu erkennen, und gehört daher zum Praxisalltag von niedergelassenen Urologen. Für unsere Patienten ist es kaum zumutbar, dass sie zukünftig für diese Untersuchungen Kliniken und Krankenhäuser aufsuchen müssen. Doch um die Hygienevorschriften in der Praxis einzuhalten, fallen für die Aufbereitung des flexiblen Zystoskops – das zur Blasenspiegelung bei Männern eingesetzt wird – Lohn- und Sachkosten von ca. 130 Euro an, bei jeder Untersuchung. Das Honorar beträgt aber nur ca. 45 Euro. Vor diesem Hintergrund ist es auch für unsere Patientinnen und Patienten verständlich, warum wir diese Behandlung temporär nicht mehr durchführen. Notfälle werden vorerst weiter behandelt – alle anderen Patienten müssen wir dann an die Kliniken verweisen“, warnt Schroeder.


(Foto: Michael Reeve/Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Über den Berufsverband der Deutschen Urologie e.V.

Seit über 60 Jahren vertritt der Berufsverband der Deutschen Urologie e.V. (BvDU) erfolgreich die Berufs- und Standesinteressen der urologischen Fachärztinnen und Fachärzte in Klinik und Praxis. Neben der berufspolitischen Arbeit widmet sich der Berufsverband stellvertretend für seine Mitglieder der Entwicklung und dem Ausbau von Kooperationsmodellen mit der Gesundheitswirtschaft. Wichtige Themen wie Selektivverträge, Fort- und Weiterbildungsangebote, Vertrags- und Veranstaltungsmanagement, Sponsoring und Rabattverträge liegen hierbei im Fokus. Als Interessenvertretung der Urologinnen und Urologen in Klinik und Praxis fördert der BvDU die Wertschätzung des Berufsstands. Unsere Ziele sind u.a. leistungsgerechte Honorare, Eindämmung der Bürokratie sowie die Sicherstellung ärztlicher und beruflicher Entscheidungsfreiheit in Klinik und Praxis.


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