Die Attraktivität des BvDU für die Mitglieder sowie seine berufspolitische Kompetenz basieren zentral auf seiner Gliederung in Landesverbände. So ist der Berufsverband in der Lage, sich neben der politischen Arbeit auf Bundesebene auch stark in den Regionen für das Fachgebiet einzusetzen. In loser Folge wird an dieser Stelle aus den Landesverbänden berichtet.
Neuer Vorsitzender im LV Hessen
Dr. Michael Weidenfeld folgt als Landesvorsitzender des BvDU in Hessen auf Dr. Peter Kollenbach, der im September 2020 als 2. Vizepräsident ins Team des BvDU-Präsidiums gewählt wurde.
Dr. Weidenfeld ist Arzt für Urologie, Medikamentöse Tumortherapie und Palliativmedizin, seit 1993 niedergelassen in Wiesbaden, anfänglich in einer Gemeinschaftspraxis seit 2006 im Facharztzentrum medicum. Er ist aktiv in der Bezirksärztekammer Wiesbaden, der Landesärztekammer Hessen und der KV Hessen. So arbeitet er engagiert für eine starke fachärztliche Vertretung mit dem Ziel der Mitgestaltung der Zukunft in der fachärztlichen Patientenversorgung.
Der BvDU stellte anlässlich dieser Vorstandwahl einige Fragen an Dr. Weidenfeld:
BvDU: Warum haben Sie sich für die Urologie entschieden?
Dr. Weidenfeld: Anfangs waren meine Berufswünsche zunächst sprunghaft und wechselten vom Notarzt, Unfallchirurgen, Kinderarzt über den Pathologen zum Hausarzt. Dann bekam ich die Gelegenheit zu einer Hospitation in der Urologischen Universitätsklinik Gießen bei Prof. Dr. Rotauge. Hier habe ich erkannt: Die Urologie vereint alle Möglichkeiten der Behandlung. Man hat junge und ältere Patienten, Männer, Frauen und Kinder, operative und konservative Therapien, psychosomatische Erkrankungen, Missbildungen und Malignome. Im Prinzip begleitet die Urologie den Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter. Es gab eine sehr hohe Innovationrate in der chirurgischen Urologie. Hier möchte ich den rasanten Fortschritt in der Endourologie nennen. Ich war fasziniert von der urologischen Funktionsdiagnostik, Entwicklung der Neurourologie mit den Blasenschrittmachern und der Neuromodulation. Ich war so begeistert, dass es klar war: Ich werde Urologe!
BvDU: Was hat Sie in die Verbands- und Gremienarbeit für die Urologie geführt?
Dr. Weidenfeld: Ich habe mich 1993 Niedergelassen. Schon bald habe ich gelernt, dass man sich in den Gremien der Selbstverwaltung engagieren muss. Warum? Weil wir eine Selbstverwaltung sind und nur die Mängel beschimpfen nicht reicht. Wir haben die Möglichkeit und die Pflicht, unsere Angelegenheiten so gut wie möglich selber zu regulieren. Dies gilt für den Umgang miteinander, die Regulierung der Arbeit der Patientenversorgung, Umsetzung und Überwachen unserer Pflichten sowie der politischen Vorgaben. Also ist es naheliegend, an der Gestaltung dieser Aufgaben mitzuwirken, damit man möglichst wenig von anderen Institutionen übergestülpt bekommt. Ich habe mich stets parallel zu meiner beruflichen Tätigkeit in der KV Hessen und in der Landesärztekammer eingebracht und mitgearbeitet. Es war und ist eine sehr gute Erfahrung. Ich habe viele sehr nette Kolleginnen und Kollegen kennenlernen dürfen und kann nur zur Mitarbeit auffordern. Die Übernahme von Verantwortung ist wichtig.
BvDU: Was sind die aktuellen berufspolitischen Schwerpunkte in Ihrer Arbeit?
Dr. Weidenfeld: In meiner neuen Position möchte ich einen erweiterten Landesvorstand entwickeln. Die aktive Arbeit soll und kann nicht von ein oder zwei Aktiven im Vorstand gemacht werden. Wir brauchen aus jedem Bereich aktive Mitglieder, die sich einbringen. Dies gilt für die klinische Chefarztebene, die Belegärzteschaft, die angestellten Ärztinnen und Ärzte sowie die Niedergelassenen. Aktuell habe ich mehrere Schreiben an den Landesverband mit dem Aufruf zur aktiven Mitarbeit verfasst. Der Rücklauf bleibt abzuwarten. Vielleicht hilft auch dieses Interview.
BvDU: Welches sind die langfristigen Ziele Ihres Engagements im Berufsverband?
Dr. Weidenfeld: Langfristig möchte ich einen aktiven Berufsverband. Wenn sich möglichst viele Mitglieder einbringen, dann kann auch unsere kleine Berufsgruppe ihre Interessen durchsetzen. Politische Arbeit findet in den Gremien statt und wenn wir hier aktiv vertreten sind, werden wir nicht übersehen.
BvDU: Wie stellen Sie sich die Urologie in 10 Jahren vor?
Dr. Weidenfeld: Zunächst möchte ich feststellen, dass niemand weiß, was sich die Politik für unser Gesundheitssystem so vorstellt. Aus heutiger Sicht sehe ich die Urologie auch noch in 10 Jahren als eigenständige Facharztgruppe. Wir begleiten den Menschen von der Geburt bis ins hohe Alter. Wir haben eine hohe Fachkompetenz und sollten innovativ sein. Darunter verstehe ich auch die bisher wenig beachteten Möglichkeiten der Urologie wie zum Beispiel Jungenmedizin, Impfungen, Andrologie und Sexualmedizin stets im Blick zu haben. Solche Schwerpunkte sollten wir bei der Weiterbildung der nächsten ärztlichen Generationen in der Urologie bedenken.
Wir müssen unsere hohe Fachkompetenz und Spezialisierung erhalten. Wir dürfen keine weiteren Kompetenzen abgeben. Die enge Zusammenarbeit von ambulantem und stationärem Sektor in der Urologie ist aus meiner Sicht nötig. Wir brauchen eine enge Kooperation von Berufsverband und Fachgesellschaft. Wir müssen uns als Urologie aktiver in der Gremienarbeit werden, sonst wird man uns übersehen. Dies mit der Folge, dass weitere typischen Bereiche wie zum Beispiel das Röntgen, die urologische Mikrobiologie, die Onkologie, Prostata-Gewebeentnahmen, urologische Funktionsdiagnostik aus unserem Fach verschwinden werden.
Mein persönliches Fazit: Die Urologie ist ein tolles, vielseitiges, interessantes Fach, es hat mir persönlich immer viel Spaß und Zufriedenheit gebracht. Es bedarf aber einer starken Mitarbeit in den unterschiedlichen Gremien, damit wir die Rahmenbedingungen für unser Fach selber bestimmen.
Die Fragen stelle die BvDU-Pressesprecherin Dr. S. El-Khadra.