Was ist noch Krise und was ist schon Alltag?
Wir Ärzte stellen uns angesichts der anhaltend angespannten Situation im Gesundheitswesen die Frage, was ist noch Krise und was ist schon Alltag? Die Corona-Pandemie hat uns noch immer voll im Griff. Sie wird auch im neuen Jahr das beherrschende Thema in der Gesundheitsversorgung sein. Neuer Alltag ist sicher, dass in Praxen und Kliniken noch penibler als vorher auf Hygiene geachtet wird. Dieser Mehraufwand wurde jedoch bisher nicht vollständig refinanziert. Wir haben uns für die Hygienekosten-Vergütung schon seit 2019 stark gemacht. Allerdings lehnen die Krankenkassen in dieser Sache Gespräche bzw. Anpassungen ab. Somit werden wir unsere Kampagne in diesem Jahr mit größtmöglichem Nachdruck fortführen.
Ein weiteres Thema, dass uns schon im letzten Jahr beschäftigt hat, ist die Onkologie-Vereinbarung. Nächste Schritte sind die Aufnahme der Active Surveillance beim Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom und die Anerkennung der New Hormonal Agents (NHA) beim metastasierten Prostatakarzinom im Rahmen der medikamentösen Tumortherapie (orale Darreichungsform).
Außerdem werden wir dafür einsetzen, die Budgetierung weiter abzuschaffen. Hier sind wir auf einem guten Weg, da die Politik langsam erkennt, dass Budgetierung im GKV-Bereich keine Probleme löst.
GOÄ und EBM-Reformen sollten wieder auf die Agenda
Die Reformen von GOÄ und EBM sind im Zuge der Pandemie etwas zurückgedrängt worden. Daher ist es nun umso wichtiger, diese wieder auf die Agenda zu nehmen. Doch 2021 ist Wahljahr und die Debatte um die Bürgerversicherung wird erneut aufflammen. Der BvDU wird im Vorfeld der Bundestagswahlen das Wartezimmer für die Gesundheitspolitik nutzen, um den Patienten die wichtigen Themen nahe zu bringen. Unsere Forderung in Sachen GOÄ steht: Eine Gebührenordnung ist eine wichtige Grundlage für unsere freiberufliche Tätigkeit als Ärzte. Sie muss den Fortschritt der Medizin sachgerecht abbilden und die Honorierung fair und transparent ausgestalten. Spätestens zum Deutschen Ärzte Tag im Mai sollte über das weitere Vorgehen entschieden werden.
Sektorengrenzen sind völlig überholt
Natürlich liegt uns auch die Verbesserung der Patientenversorgung sehr am Herzen. Unserer Meinung nach kann eine bestmögliche patientengerechte Versorgung nur sektorenübergreifend sein. Aus medizinisch-ärztlicher Sicht sind Sektorengrenzen völlig überholt. Dieses Thema wird uns weiterhin intensiv beschäftigen.
Darüber hinaus wird sich der Berufsverband in der Versorgungsforschung engagieren: Sie wissen, dass wir Urologen mit Urogister und Uroscience, den Gemeinschafsprojekten von BvDU und DIFA (Deutsches Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung), in diesem Bereich schon seit geraumer Zeit Pionierarbeit leisten. Andere Berufsverbände werden sich im Rahmen von Onkogister daran vermehrt beteiligen.
Sie sehen, wir haben viel vor. Um uns bestmöglich für die künftigen Aufgaben des Berufsverbands aufzustellen, hat sich das BvDU-Präsidium deshalb Ende 2020 personell und organisatorisch neu ausgerichtet. Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit mit der neuen 1. Vizepräsidentin Catrin Steiniger sowie dem neuen Sprecher des Hauptausschusses Dr. Peter Kollenbach. Innerhalb des Präsidiums werden sich die Mitglieder in ihrer berufspolitischen Arbeit noch stärker auf bestimmte thematische Schwerpunkte fokussieren. Damit bereiten wir uns in meinen beiden letzten Amtsjahren auf eine neue Leitungsstruktur vor und gehen konsequent einen weiteren Schritt in Richtung organisatorischer Professionalisierung des Berufsverbands.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien ein gesundes neues Jahr!
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Dr. Axel Schroeder
Präsident Berufsverband der Deutschen Urologie e. V.
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