Warum Freiberuflichkeit auch für Klinikärzte wichtig ist

Schriftzug im Scheinwerferlicht

Immer wieder höre ich, dass sich die Freiberuflichkeit von uns Ärztinnen und Ärzten ausschließlich auf die Tätigkeit in der Niederlassung beziehe. Doch das stimmt nicht. Ein „freier Beruf“ ist nicht gleichzusetzen mit der Freiberuflichkeit im gewerblichen Sinne. Die Zuordnung von Ärzten zu den freien Berufen ist nur richtig, wenn sie sich auf ihre freie Berufsausübung bezieht. Selbst wenn sich ein Arzt in weisungsgebundener Position befindet, ist er dennoch nur seiner ärztlichen Profession, dem Wohl des Patienten und sich selbst verantwortlich.

In der klinischen Tätigkeit entsteht vermehrt der Konflikt von Medizin und Ökonomie. Damit wird durch die wirtschaftliche Abhängigkeit zum Arbeitgeber Krankenhaus die Freiberuflichkeit von angestellten Ärztinnen und Ärzten in Frage gestellt. Das darf nicht sein. Es gilt, die aus dem Lot geratene Orientierung am Patientenwohl wiederherzustellen.

Sektorenegozentrik behindert patientengerechte Versorgung

Starre Sektorengrenzen tragen zu dieser Entwicklung bei. Sie sind aus medizinisch-ärztlicher Sicht überholt, dienen allein der ökonomischen Steuerung und behindern eine patientengerechte Versorgung. Gerade in der Überwindung der Sektorenegozentrik liegt die Chance der Befreiung auch des Krankenhausarztes von struktureller Beeinträchtigung der Freiberuflichkeit durch rein kaufmännisch agierende Krankenhaus-Geschäftsführungen. Denn Patienten wollen die bestmögliche Versorgung, unabhängig davon, ob diese ambulant oder stationär stattfindet.

Die Stärkung der ärztlichen Freiberuflichkeit ist ein zentrales Thema in der Berufspolitik. Seit Jahren setzen wir uns als Berufsverband dafür ein. Auf unserer berufspolitischen Agenda für Kliniker steht jedoch noch mehr: Im Wesentlichen durch die enge Zusammenarbeit der Arbeitskreise Angestellte Ärzte und Ärzte in Weiterbildung geprägt, beinhaltet sie auch das urologische Weiterbildungs-Curriculum, die Entwicklung von Arbeitszeitmodellen oder die Überwindung der Sektorengrenzen zwischen ambulanter und stationärer Versorgung. Dr. Jens Westphal, Leiter unseres AK Angestellte Ärzte, gibt in diesem Heft in unserer neuen Reihe „Fokus Klinik“ einen interessanten Einblick in seine berufspolitische Arbeit.

Beste Berufspolitik für Kliniker machen Kliniker selbst

Die beste Berufspolitik für Kliniker machen Kliniker selbst – sie kennen und verstehen die wichtigsten Themen oder Probleme aus dem eigenen stationären Arbeitsalltag. Gerade junge Nachwuchsmediziner klagen über permanente Arbeitsüberlastung, hohen Zeitdruck oder ökonomische Zwänge. Bereits während der ärztlichen Assistenz sollte daher das Motto gelten „Nicht meckern, sondern machen.“ Der Berufsverband bietet in Kooperation mit der GesRU interessante Möglichkeiten, das Berufsbild des Arztes mitzugestalten, die Freiberuflichkeit in Klinik und Praxis zu stärken und durch Mitgliedschaft und/oder Mitwirkung Teil einer echten Standesvertretung zu sein, die direkt Anregungen und Wünsche in die politischen Gremien tragen kann.

Beteiligen Sie sich an den berufspolitischen Debatten und helfen Sie uns dabei die ärztliche Freiberuflichkeit zu bewahren sowie die Zukunft der Urologie in Klinik und Praxis gemeinsam aktiv zu gestalten – wir freuen uns auf Ihre Mitarbeit und Ideen!

Mit herzlichen Grüßen

Ihr Dr. Axel Schroeder
Präsident Berufsverband der Deutschen Urologie e. V.


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