Projektstart ASV-WE

Eine Hand hält die Buchstaben "info"

Am 1. April 2021 haben wir das vom Innovationsfonds geförderte Versorgungsforschungsprojekt Stand und Weiterentwicklung der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung im Bereich „Urologische Tumore“ (kurz: „ASV-WE“, Förderkennzeichen 01VSF20026) gestartet. In diesem Projekt kooperieren das aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen, die gGmbH Gesundheitsforschung für Männer, der Berufsverband Deutscher Urologen e.V., die Abteilung für Allgemeinmedizin und Gesundheitsversorgung des Universitätsklinikums Heidelberg, das Deutsche Institut für Fachärztliche Versorgungsforschung GmbH und das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung.

Hintergrund

Überraschend zeigen aktuelle Erhebungen einen stetigen Anstieg der ASV-Teilnahme (Dengler 2021). So hat sich die Zahl der Teams im Bereich der Urologie seit dem letzten Jahr fast vervierfacht. Trotzdem macht die ASV bisher nur einen kleinen Teil der Versorgung aus (Dengler 2021). Die Umsetzung der ASV, deren politisches Ziel die bessere Zusammenarbeit zwischen ambulanter und stationärer Versorgung ist, bleibt bisher hinter den politischen Erwartungen zurück.

Das Problem ist der hohe bürokratische Aufwand. Trotzdem ist die ablehnende Haltung gegenüber der ASV geringer als anfänglich vermutet (Dengler et al 2019), wobei sich die Ärzte gut informiert zeigen. Von Patienten wurde die ASV als neue Versorgungsstruktur in einer kleinen Umfrage bereits als positiv bewertet (Kaiser et al. 2018).

Am Beispiel der ASV für Urologische Tumoren soll in unserem Projekt untersucht werden, inwiefern die bestehende ASV die in sie gesetzten Erwartungen hinsichtlich einer innovativen, hochqualifizierten und sektorenverbindenden Versorgung am Beispiel von Patienten mit einem fortgeschrittenem Prostatakarzinom erfüllt und wie aus den gewonnenen Erkenntnissen die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die der Sektoren verbessert werden kann. Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der Patientenversorgung werden auf Ebene der Patienten- und auf Versorgerebene erforscht.

Eine online Befragung von ASV und Nicht-ASV Ärztinnen und Ärzten wird untersuchen, inwieweit die Rahmenbedingungen des neuen Modells geeignet sind, die Versorgung hinsichtlich der o. g. Ziele sowie die Zufriedenheit der an der ASV teilnehmenden Ärzte zu verbessern. Der besondere Schweregrad der Erkrankung bei den zu behandelnden Patienten wird die Frage beantworten, ob aus der Sicht der Ärzte die zur Verfügung stehenden Ressourcen auch optimal eingesetzt werden oder ob diese besser genutzt bzw. verteilt werden können, indem z. B. die Kommunikation der beteiligten Ärzte optimiert wird.

Der Patient entscheidet über die ASV

Bei ASV-WE liegt der Fokus explizit nicht auf einer breiten ASV-Richtlinienevaluation, sondern es wird die tiefergehende Analyse einer urologischen Erkrankung vorgenommen. Bisher wurde noch kein spezifischer ASV-Bereich hinsichtlich des Erreichens patientenrelevanter Endpunkte in einer Vergleichsstudie aus Patientensicht evaluiert.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird

  1. eine bundesweite Befragung von ASV und Nicht-ASV Patienten durchgeführt. (Schwerpunkt wird die vergleichende Falldatenanalyse von Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom sein.)
  2. untersucht, ob sich die mit den ASV-Rahmenbedingungen gesetzten Anforderungen (wie beispielsweise die interdisziplinäre Betreuung von Patienten oder ein erleichterter Zugang zu besonderer Diagnostik) in den dokumentierten Fallverläufen widerspiegeln.
  3. bewertet, inwieweit die Rahmenbedingungen der ASV geeignet sind, das in ihnen angelegte Innovationspotenzial auszuschöpfen.

All diese Aspekte sind in gezielte Fragestellungen und Arbeitshypothesen eingebettet. Die Antworten werden zeigen, ob Patienten, die bestimmte Anforderungen hinsichtlich eines Krankheitsbildes und -verlaufs erfüllen, besser in der ASV versorgt werden können.

Um das Projekt durchzuführen, wurde ein sich über 2 Jahre erstreckender Meilensteinplan entwickelt, in dem jeder der Partner Arbeitspakete zugewiesen bekommt (Abb.).

Die Partner wollen gemeinsam mit ASV- und Nicht-ASV Ärztinnen und Ärzte offene Fragen zur Versorgung untersuchen. Die Erkenntnisse werden zeigen, an welchen Stellen die ASV weiterzuentwickeln ist, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen und die Potentiale einer optimierten Patientenversorgung auszuschöpfen.

Das sind:

  • bessere (gesundheitsbezogene) Lebensqualität
  • bessere Aufklärung über die Krankheit und die Therapiemöglichkeiten
  • bessere Einbeziehung in Therapieentscheidungen
  • besserer Zugang zur Versorgung
  • bessere Koordination der Versorgung

 Ob und inwieweit man die Ergebnisse dieser vertieft-exemplarischen Analyse für den Bereich „Urologische Tumoren“ auf weitere ASV-Bereiche übertragen kann, wird auf 2 Workshops mit ASV-Teamleitern aus anderen ASV-Bereichen diskutiert werden.

Sollten Sie also in diesem Jahr zu einer Umfrage zum Projekt „ASV-WE“ eingeladen werden – bitte machen Sie mit! Nur mit Ihrer Hilfe kann dieses Vorhaben gelingen.
 
Bei Fragen zum Projekt schreiben Sie bitte gerne an: asv-we@aqua-institut.de!