Im Fokus: Noch viele offene Fragen

Schriftzug im Scheinwerferlicht

Wir starten in ein spannendes berufspolitisches Jahr. Lassen Sie uns aber zunächst noch kurz zurück auf die letzten Wochen, insbesondere auf unsere Zystoskopie-Kampagne, zurückblicken. Mit unserer Aktion haben wir zunächst einen Teilerfolg erreicht – und zwar, dass die flexible Zystoskopie besser im EBM abgebildet wird. So hat es der Bewertungsausschuss Mitte Dezember entschieden. Unser eigentliches Ziel, eine vollständige Erstattung der Hygiene-Kosten, muss jedoch noch gelöst werden. Zum 1.4. wird es eine „kleine“ EBM-Reform geben. Bis dahin befragt die KBV Inhaber von urologischen Praxen. Mit diesen Angaben will man betriebswirtschaftliche Kalkulationen aufstellen, um einen besseren Überblick über die Kosten im gesamten Themenkomplex Hygiene und Medizinproduktaufbereitung zu bekommen. Wir bleiben weiter am Ball und werden den Druck nicht mindern.

GOÄ-Reform vorantreiben

Was wird 2020 sonst noch bringen? Die GroKo steht nach dem vergangenen SPD-Parteitag im Dezember auf wackligen Füßen. Für Bundesgesundheitsminister Spahns kommt diese politische Unruhe zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn er hat noch einige wichtige Punkte im Koalitionsvertrag abzuarbeiten. Das gilt etwa für die geplante Reform der GOÄ. Eine Gebührenordnung ist wichtige Grundlage für unsere freiberufliche Tätigkeit als Ärzte. Sie muss den Fortschritt der Medizin sachgerecht abbilden und die Honorierung fair und transparent ausgestalten. Gleichzeitig ist sie aktiver Verbraucherschutz, der Patienten vor finanzieller Überforderung schützt. So forderten zuletzt elf ärztliche Berufsverbände und Fachgesellschaften, darunter der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SpiFa), in der „Frankfurter Erklärung“ von Spahn eindringlich die Erhaltung des dualen Leistungssystems und die umgehende Umsetzung einer neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), „um die Rechtssicherheit und Wirtschaftlichkeit der ärztlichen Behandlung zu sichern“.

Ausbau der integrierten Versorgung

Auch die eingesetzte Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur sektorenübergreifenden Zusammenarbeit konnte bislang keine konkreten Lösungen anbieten. Zwar nehmen laut dem aktuellen MLP Gesundheitsreport Bevölkerung und Ärzte die Gesundheitsversorgung in Deutschland immer noch als sehr leistungsfähig wahr, jedoch stellt ein Bericht der EU-Kommission dem deutschen Gesundheitssystem ein bescheidenes Zeugnis aus. So seien etwa bei der „integrierten Versorgung“ der Patienten nur geringe Fortschritte zu verzeichnen. In dieser Diskussion darf man auch nicht die Einbettung des Belegarztwesens vergessen – sie ist ein idealer Baustein für eine effiziente und effektive Patientenversorgung über die Schnittstelle ambulant-stationär hinaus. Ein Scheitern der Koalition würde zunächst Stillstand bei diesen Fragen bedeuten. Darauf müssen wir als Berufsverband und Vertretung der urologischen Ärzteschaft vorbereitet sein. Umso wichtiger ist es, unablässig und mit vereinten Kräften mit der Fachgesellschaft und anderen starken Partnern wie dem SpiFa, der Urologie in Deutschland ein Gehör zu verschaffen und unsere Ziele voranzutreiben. Dazu gehört an erster Stelle, die Wahrung der ärztlichen Freiberuflichkeit, die frei von Reglementierungen und Sachzwängen unseren Patienten die bestmögliche Therapie und Versorgung ermöglicht. Dafür stehen wir als Ihr Berufsverband ein.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr!

Ihr
Dr. Axel Schroeder
Präsident Berufsverband der Deutschen Urologie e.V.