Berufspolitisches Forum beim NRWGU-Kongress thematisiert Ambulantisierung und Krankenhausreform
Ambulantisierung und Krankenhausreform – gibt es Gewinner oder nur Verlierer?
Das Berufspolitische Forum im Rahmen des 69. Jahreskongresses der Nordrhein – Westfälischen Gesellschaft für Urologie (NRWGU) stand am 12. April 2024 unter dem Fokus „Ambulantisierung und Krankenhausreform – gibt es Gewinner oder nur Verlierer?“ Im Panel war die Elite der Selbstverwaltung zur Diskussion geladen. Dr. Belusa, Präsident des Berufsverbands der Deutschen Urologie, diskutierte im hochkarätig besetzten Kreis der Referenten mit Prof. Dr. Lauterbach, der virtuell zugeschaltet war, Dr. Gaß, Vorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Prof. Dr. Schömig, Vorsitzender der Universitätsklink Köln und Prof. Dr. Michel, Generalsekretär und Sprecher des Vorstands der DGU.
Die Erwartungen an den Minister waren vor dem Hintergrund der desaströsen Lage für Ärztinnen und Ärzte groß. Nach wie vor wartet die Fachärzteschaft auf die leistungsgerechte Honorierung ihrer Leistungen (Entbudgetierung und Novellierung der GOÄ) und die Schaffung der Rahmenbedingungen (Entbürokratisierung und Schaffen einer funktionierenden Digitalisierung), die es ihnen ermöglicht, ihre ärztliche Leistung bestmöglich erbringen zu können. Jährlich gehen mehr Kolleginnen und Kollegen in Rente oder geben vorzeitig ihre Praxen auf, ohne entsprechenden Nachwuchs. Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Anforderungen an eine Rundumversorgung, die aufgrund der ökonomischen Rahmenbedingungen nicht leistbar ist. Die Veränderungen, die auf Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis zu all dem durch die Umwälzungen durch die Ambulantisierung und die Krankenhausstrukturreform, sind über jede Belastungsgrenze hinausgehend.
Die großen Erwartungen an den Minister wurden – einmal wieder – enttäuscht
In einem Satz: Neues gab es nicht. Eine Allgemeinplatz-Aussage, wie „Die Berechnung der Vergütung muss kostendeckend sein“ reihte sich an die nächste, wie „Erleichterungen für Facharztpraxen müssen kommen“ oder die üblichen Zusagen zu „Entbürokratisierung“ oder „Regressabbau“. Die Erfahrung zeigt zudem, dass Aussagen des Ministers maximal die Dauer eines Sekundenhauchs haben und dann ins Nirgendwo verpuffen.
Woher soll der „Hybrid-Arzt“ herkommen?
Der Vorschlag des Ministers eines sogenannten „Hybrid-Arztes“, der sowohl vertragsärztlich tätig, als auch im Krankenhaus angestellt sein könne, brachte Dr. Belusa, BvDU-Präsident, in Rage: „Die Probleme löst man nicht – aber eine neue Worthülse wird kreiert. Woher soll der Hybrid-Arzt denn herkommen? „Praxen und Kliniken stehen vor der höchsten Arbeitsbelastung aller Zeiten. Praxen und Kliniken sind übervoll. Jährlich kommen mehr Patientinnen und Patienten hinzu (bis 2030 13,5%). – Angesichts der Überalterung der Hausärzte- und Fachärzteschaft und zunehmender Teilzeittätigkeit von Ärztinnen und Ärzten ist kein Nachwuchs in Sicht.“
Das Allheilmittel des Ministers, die Digitalisierung, ist nach Überzeugung des Präsidenten des Berufsverbands der Deutschen Urologie ebenfalls kein suffizienter Anreiz oder gar eine Motivation für Ärztinnen und Ärzte. Der Minister sprach von „Digitalisierung der Terminvergabe“ und wollte dies als Erleichterung für Fachärzte anpreisen. Aber: ein Eingriff ins Terminbuch stellt einen Verstoß gegen die Ausübung des ärztlichen freien Berufes dar und ist strikt abzulehnen. Die Behandlung von ausschließlich TSS-Fällen wäre das Ende der freien Praxis, der kontinuierlichen Patientenversorgung und der freien Arztwahl.
Beitragsbild: © BvDU