Im Fokus: Arztberuf im Wandel – welche Herausforderungen erwarten uns?

Schriftzug im Scheinwerferlicht

Überlastet, verunsichert, frustriert und krank – so lautete das alarmierende Fazit einer aktuellen Studie des Marburger Bundes unter rund 2000 Klinik-Ärztinnen und Ärzten in Berlin Brandenburg. Leider handelt es sich nicht um einen „Einzelfall“, sondern es spiegelt die Situation im gesamten Bundesgebiet wider – und das facharztgruppenübergreifend.

Unter solchen negativen Schlagzeilen leidet das Berufsbild „Arzt“ massiv. Doch um die weiter steigenden Patientenzahlen in der Urologie und anderen Disziplinen bewältigen zu können, benötigen wir auch weiterhin eine motivierte sowie gut ausgebildete Ärzteschaft. Der Arztberuf muss wieder attraktiver werden: Dazu gehören zukunftsträchtige, flexible Arbeitszeitmodelle sowie eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die dafür sorgen, dass der ärztliche Nachwuchs gefördert und schlussendlich auch gehalten werden kann. Außerdem muss mehr Zeit für Weiterbildung eingeräumt werden – sie kann sich neben der rein fachlichen Qualifikation auch positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Neue Approbationsordnung auf dem Weg

Neben den aktuellen Arbeitsbedingungen von Ärztinnen und Ärzten in Klinik und Niederlassung beschäftigen wir uns als Berufsverband intensiv mit den Themen Aus-, Weiter-, und Fortbildung. Gerade erst im Dezember wurde der Arbeitsentwurf für eine neue Approbationsordnung für Ärzte (ÄApprO) vorgelegt. In dem Papier aus dem Haus von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wird viel Wert auf eine praxisnahe Gestaltung der universitären Ausbildung von Medizinern gelegt. Besondere Lehrinhalte aus der Allgemeinmedizin werden mit der Reform des Medizinstudiums aufgestockt und longitudinal in das gesamte Studium integriert.

Außerdem wird das Praktische Jahr (PJ) von derzeit drei Tertialen auf vier Quartale umgestellt. Dabei bleiben dem Entwurf zufolge die Fächer Innere Medizin sowie Chirurgie als Pflichtquartal erhalten. Neu ist, dass eines der Wahlfächer in der hausärztlichen Versorgung (Allgemeinmedizin) ambulant in einer Lehrpraxis absolviert werden muss. Das zweite Wahlfach kann nach Wunsch stationär oder ambulant erfolgen. Letzteres bietet auch eine Chance für niedergelassenen Urologinnen und Urologen – mit der neuen ÄApprO können sie sich als Lehrpraxen zur Verfügung stellen und somit die Grundversorgung stärken. Dazu gehört aber auch, dass Praxen − genauso wie Kliniken − ihre PJler nicht aus der eigenen Tasche bezahlen müssen. Dies zu lösen ist Aufgabe der Politik!

Chancen für die ambulante Urologie

Auch die neue Musterweiterbildungsordnung (MWBO) für unsere Facharztgruppe legt den Schwerpunkt auf die ambulante Urologie. Um den ambulanten als auch den stationären Kompetenzbedarf ausreichend abbilden zu können, gilt es insbesondere, die Verbundweiterbildung zu stärken. In den meisten Bundesländern müssen angehende Fachärzte ihre erforderlichen Weiterbildungsabschnitte in Kliniken und Praxen in Eigenregie organisieren.

Schaut man nach Bayern, so wird es dort für junge Ärzte in der Weiterbildung künftig einfacher. Die neue Koordinierungsstelle für Fachärzte bietet seit dem ersten Januar verschiedenen Abschnitte der fachmedizinischen Weiterbildung aus einer Hand an. Durch den Zusammenschluss von Kliniken und niedergelassenen Fachärzten sowie anderen zur Weiterbildung befugten Fachärzten zu regionalen Weiterbildungsverbünden können sie nun ihre komplette Weiterbildung in einer Region mit garantierter Rotation durch alle erforderlichen und gewünschten Abschnitte absolvieren. Ergänzend muss §75a SGB V (Weiterbildungsförderung) justiert werden. Auch die ambulante Weiterbildung für Fachärzte muss über die bisher 2.000 Stellen hinaus finanziell gefördert werden.

Ihr
Dr. Axel Schroeder
Präsident Berufsverband der Deutschen Urologie e.V.