Flächendeckende andrologische Versorgung in Gefahr

Mann in Jeans hält sich die Hände vor die Genitalien

Seit drei Jahren – zuletzt 2021 aktualisiert – gilt die neue Musterweiterbildungsordnung (MWBO). Mit dieser MWBO erfolgt eine stärkere Einbeziehung der ambulanten Medizin in die Ausbildung der nächsten Generationen von Assistenzärztinnen und -ärzten. Gleichzeitig ist der Kompetenzbegriff stark in den Fokus gerückt. Trotz dieser guten Ausgangslage werden bestimmte fachärztliche Kompetenzen aber in der Zukunft immer seltener anzutreffen sein. Dies gilt zumindest in Teilbereichen der Urologie. Besonders betroffen von dieser Entwicklung ist hierbei die Zusatzweiterbildung „Andrologie“ in der Urologie. Die meisten praktizierenden Androloginnen und Andrologen sind in urologischen Praxen ambulant tätig. Damit ist die Andrologie ein wichtiger Teilbereich in der ambulanten urologischen Versorgung männlicher Patienten.

Fehlende Weiterbildungsbefugnis für die Andrologie

Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) e.V. hat auf der Grundlage der neuen MWBO und in enger Zusammenarbeit mit dem Berufsverband sowie der Vereinigung von urologischen Assistenzärztinnen und Assistenzärzten in Weiterbildung – GeSRU e.V., ein zertifiziertes Weiterbildungscurriculum entwickelt, welches neue Rahmenbedingungen und neue Formen der transsektoralen Zusammenarbeit enthält. Allerdings gibt es immer weniger Androloginnen und Andrologen in den Kliniken und ambulanter Praxis, die auch über eine Weiterbildungsbefugnis verfügen, um diese Kompetenz an die nachkommende Fachärzteschaft weiterzuvermitteln. Es ist daher absehbar, um nicht zu sagen vorprogrammiert, dass es in den nächsten Jahren immer weniger Urologinnen und Urologen geben wird, die über die Zusatzweiterbildung Andrologie verfügen.

Ein beispielhafter Blick in die ärztlichen Statistiken der Bundesländer Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg sowie Nordrhein-Westfalen belegt, dass in diesen Regionen zwar aktuell über 400 Androloginnen und Andrologen tätig sind, von denen jedoch nur ca. 28% auch eine Weiterbildungsbefugnis für die Andrologie besitzen.

Dringender Handlungsbedarf für die Urologie

Wenn es nicht gelingen sollte in den kommenden zehn Jahren genügend Androloginnen und Andrologen im Fachgebiet Urologie auszubilden, ist die flächendeckende Versorgung der Männer und damit die Männergesundheit aus Sicht des Berufsverbands stark gefährdet. Es ist aus Sicht des BvDU wichtig und dringend, dieses Problem zu benennen und zum Handeln aufzurufen, um auch weiterhin eine vollumfängliche urologische fachärztliche Ausbildung abbilden zu können.

Der BvDU fordert daher, alle Beteiligten in der Urologie – die Chefärzte und klinisch-tätige Ärzteschaft sowie alle in der Niederlassung – mit der Zusatzbezeichnung Andrologie dringend auf, eine Weiterbildungsermächtigung für Andrologie bei ihrer Ärztekammer zu beantragen, um auch zukünftig eine flächendeckende andrologische Versorgung durch das Fachgebiet sicherzustellen.

Quelle: BvDU / S. El-Khadra