Hohe Unzufriedenheit mit Telematikinfrastruktur (TI) laut Umfrage des Zi
44 Prozent der befragten Praxen klagen über häufige Software-Abstürze. Besonders das Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte ist besonders störanfällig. Die schlechte Digitalisierung gefährdet die Patientenversorgung. Fast jede zweite Arzt- und Psychotherapiepraxis hat mehrfach im Monat Probleme mit der Praxissoftware, wenn es um die Umsetzung der Vorgaben zur digitalen Vernetzung der Praxen, der sogenannten Telematikinfrastruktur (TI), geht. Rund ein Viertel der Praxen erleidet sogar sehr häufig (d.h. wöchentlich) Abstürze der Software. Dann steht auch die Patientenversorgung still, denn ohne Software geht in den allermeisten Praxen heute nichts mehr.
Hohe Fehleranfälligkeit der TI
Besonders oft kommt es zu Schwierigkeiten beim Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte, gefolgt von Störungen bei klassischen TI-Anwendungen wie dem Ausstellen einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU). Die eAU wird von 62,5 Prozent der Praxen im Versorgungsalltag als eher erschwerend wahrgenommen. Am ehesten erleichternd haben 46,4 Prozent den elektronischen Medikationsplan eingestuft. Noch unklar ist das Bild bei der Nutzung des elektronischen Arztbriefs. Dieser wird jeweils von rund einem Drittel der niedergelassenen Praxen als Erleichterung, als Belastung bzw. ohne Einfluss auf den Arbeitsaufwand gesehen.
Das sind die zentralen Ergebnisse einer Online-Umfrage, die das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit dem Ärztenetzwerk Berlin vom 31. März bis zum 3. Juli 2023 unter Berliner Praxisinhaberinnen und -inhabern sowie ihren Mitarbeitenden durchgeführt hat.
Schlechte Digitalisierung gefährdet die Patientenversorgung
„Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten stehen der Digitalisierung offen gegenüber. Sie erhoffen sich von einer digitalen Vernetzung Arbeitserleichterungen. Für die Mehrheit der Praxen wird der Arbeitsalltag aber viel zu oft durch IT-Zusammenbrüche belastet, die dazu führen, dass anstatt der hilfesuchenden Patientinnen und Patienten akute Softwareprobleme behandelt werden müssen“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried. Das erhöhe den Frust in den Praxen und die Wartezeiten für Hilfesuchende.
„Jede Minute Technikproblem nimmt der Versorgung von Patientinnen und Patienten eine Minute ärztliche Versorgungszeit weg.“ Die bisherige Gesetzgebung zwingt die ambulante Versorgung immer noch dazu, unausgereifte und fehlerhafte Technik und Anwendungen in den Praxen zu verwenden – und bestraft sie auch noch finanziell dafür. Darüber hinaus deckt die vom Bundesministerium für Gesundheit beschlossene Monatspauschale bei Weitem nicht die Kosten, die den Praxen durch den verpflichtenden Einsatz von Komponenten, Diensten und Anwendungen der Telematikinfrastruktur entstehen.
Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) mit dem Ärztenetzwerk Berlin, Ärztenachrichtendienst (änd)