Du betrachtest gerade ePA-Testphase: Maximaler Frust neben zaghafter Zustimmung

ePA-Testphase: Maximaler Frust neben zaghafter Zustimmung

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hält weiter an einem Rollout der elektronischen Patientenakte (ePA) zum 15. April fest. Laut BMG sind mittlerweile mehr als 70 Millionen gesetzlich Versicherte mit ePAs ausgestattet. Auch vier bis fünf Unternehmen der privaten Krankenversicherung bieten mittlerweile eine ePA an. An den Sicherheitsproblemen, die der Chaos Computer Club im Dezember aufgezeigt hatte, wird nach Information des BMG gearbeitet. Das BMG ist zuversichtlich, die aufgezeigten Lücken bis April zu schließen.

Zweigeteiltes Bild in der Testphase

Die Modellregion der KV Westfalen-Lippe zeigt beispielhaft das derzeitige, zweigeteilte Bild. In einigen Praxen funktioniert das Arbeiten mit der ePA in Teilen gut. Diese Praxen nehmen den Rollout und die ePA insgesamt positiv wahr und sagen, dass sie zu einer Versorgungsverbesserung beiträgt – allein schon durch den Überblick über die Medikationsdaten. Auf der anderen Seite ist das Bild nicht wirklich positiv. Das gilt für etwa zwei Drittel der Praxen.

An welchen Punkten hakt es nach wie vor?

Nach wie vor hakt es an der Anbindung an die PVS-Systeme in den Praxen. Dies zeigen Umfragen, wie auch Berichte aus Modellregionen und der in der Testphase eingebundenen Ärztinnen und Ärzte.

Viele Praxen haben noch gar kein ePA-Modul ihres Software-Herstellers ausgeliefert bekommen, können also noch gar nicht testen. Im Schwerpunkt betrifft dies kleinere Hersteller. Bei vielen weiteren Praxen funktioniert die Software-Lösung zwar grundlegend. Sie können ein Dokument einstellen, ein Dokument abrufen und die Medikationsliste wird angezeigt. Diese Praxen spiegeln gleichzeitig, dass sich das Arbeiten mit der ePA im Praxisalltag als schwierig gestaltet, weil bestimmte Grund- und Komfort-Funktionalitäten nicht gegeben sind. Das sind zum Beispiel die Zeiten für den Upload oder Download eines Dokuments, das Fehlen einer intuitiven Benutzerführung oder die Herausforderung, dass man das Praxisverwaltungssystem nicht nutzen kann, während ePA-Transaktionen laufen. Das führt zu einer eher negativen Bewertung in der Praxis.

Herausforderungen bestehen auch bei der Medikationsliste. Hier gibt es des Öfteren Probleme in der Datenübermittlung vom Medication Service des E-Rezept-Servers und es besteht eine geringe Fehlerquote beim Upload von PDF-A-Dokumenten. Darüber hinaus gibt es viele kleine und große Fehler, die betriebsbehindernd oder -verzögernd sind. Lokal herauszufinden, woran das gerade liegt, bedeutet einen enormen Aufwand aller Beteiligten.

Stabilität und Geschwindigkeit

Die Performance hängt von sehr vielen Faktoren ab. Zum Teil liegen beim gleichen PVS in unterschiedlichen Praxen sehr unterschiedliche Performances vor. Bei größeren Systemen, die schon Performance-Updates ausgespielt haben, und in den Praxen, in denen die ePA reibungslos läuft, sind die Zugriffszeiten aber wirklich gut. Da wird die Dokumentenliste oder die Medikationsliste in ein bis zwei Sekunden geladen. Allerdings muss die Praxis einen Disclaimer anhängen: Zurzeit ist keinerlei Last auf dem System, weder auf der zentralen Infrastruktur am E-Rezept-Server, noch auf den Aktensystemen. Wie es sein wird, wenn mehr und mehr Praxen und Krankenhäuser aufgeschaltet sind, wie auch unterschiedliche Praxisverwaltungssysteme, ist mit Sorge zu betrachten. Aktuell gibt es – in der geringen Auslastung der Systeme – immer wieder kleinere Aussetzer oder kürzere Phasen, in denen die Zugriffszeiten steigen.

Müssen mit Einführung der ePA Praxisabläufe geändert werden?

Für Praxen, in denen die Nutzung der ePA anlassbezogen ein elementarer Bestandteil des Arzt-Patienten-Kontakts im Behandlungszimmer ist, ändert sich wenig.

In Praxen, die ihr Personal einbinden, verändert sich sowohl der Erstkontakt mit der Patientin oder dem Patienten, der Prozess, als auch die Kommunikation zwischen MFA und Arzt oder Ärztin.

An Rollout im April festhalten?

Mit Blick darauf, dass die ePA vielleicht schon im April in die Fläche kommen soll, kommen teilweise sehr unausgereifte Systeme in die Praxen, die teils breite Fehlerbilder aufweisen, was zu sehr weitverbreitetem Frust in der Ärzteschaft führen könnte.

Besser wäre, auf einen Flächenstart vorerst zu verzichten. Mit Blick auf die aktuelle Nutzbarkeit der Systeme und die aktuellen technischen Mängel der ePA ist es schwierig, den Start aktuell zu verkünden. Wenn das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) bei Patientinnen und Patienten die Erwartungshaltung weckt, dass eine Praxis verpflichtet ist, Dokumente in die ePA einzustellen, und die Praxis kann es schlichtweg nicht, ist dies ein sehr schwieriges Setting für die Praxen, das unbedingt vermieden werden sollte. Schlussendlich entscheidet jedoch das Bundesgesundheitsministerium, wann die ePA bundesweit ausgerollt werden wird.

Quellen: Bundesgesundheitsministerium (BMG), Ärztenachrichtendienst (änd)