Dr. Axel Schroeder mit einem Statement zur „Coronakrise“

Foto von Axel Schroeder

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

genauso exponentiell wie sich der Corona-Virus auf der ganzen Welt ausbreitet, wächst die Unsicherheit in der Bevölkerung. Wir stehen vor einer historischen Aufgabe und wir Ärztinnen und Ärzte sind an vorderster Front betroffen.

Urologinnen und Urologen in Krankenhäusern und Praxen müssen jetzt Vorkehrungen für die kommenden Wochen treffen, um die urologische Versorgung in diesen Krisenzeiten für unsere Patienten aufrecht zu erhalten. Dabei sind wir gefordert, unsere Mitarbeitenden und uns bestmöglich zu schützen, um lange unserer Arbeit nachgehen zu können.

Es ist nicht die Zeit in Panik zu verfallen, aber vorausschauend und ruhig zu agieren. Um eine Entwicklung wie in Italien möglichst zu verhindern, gilt es vor allem für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen folgende Dinge zu beherzigen:

Ambulante Versorgung aufrechterhalten

Oberste Maxime ist, die urologische Versorgung weiterzuführen. Dabei müssen jedoch die Patientenströme gesteuert werden.

Patientenrisiken minimieren

Patienten müssen grundsätzlich vor unnötigen Risiken bewahrt werden. Daher sollten Praxisbesuche auf das Notwendigste reduziert werden. Vorrang haben chronische Patienten und Krebspatienten. Routineuntersuchungen wie Verlaufs- und Kontrolluntersuchungen sowie nicht dringende oder Elektiv-Eingriffe sollten vorerst verschoben werden. Die offene Sprechstunde ist auf das Mindestmaß zu reduzieren. Patienten sollten sich dazu telefonisch voranmelden.

Ältere Patienten nicht in Praxis einbestellen

Da besonders ältere Patienten durch das Corona-Virus gefährdet sind, sollten diese nicht in die Praxis einbestellt werden. Haus- und Heimbesuche sollten auf das medizinische Maß des Notwendigen reduziert werden.

Schutzkleidung organisieren

Aus vielen Praxen hören wir, dass nicht ausreichend Schutzkleidung vorhanden ist. Der Krisenstab der Bundesregierung hatte bereits Anfang des Monats mitgeteilt, dass das Bundesgesundheitsministerium persönliche Schutzausrüstungen zentral für Arztpraxen, Krankenhäuser sowie für Behörden beschaffen wird und über die Landes-KVen in ihren Regionen verteilt, sobald das notwendige Material zur Verfügung steht. Sollte dies bei Ihnen noch nicht angekommen sein, versuchen Sie in Eigenregie, an Schutzausrüstung zu kommen. Nehmen Sie Kontakt zu Herstellern wie Draeger, 3M oder anderen auf. Das können auch Ihre MFA übernehmen. Fragen Sie nach direktem Verkauf an medizinische Leistungserbringer.

Wirtschaftliche Ausfälle

Neben den rein medizinischen und versorgungsrelevanten Aspekten müssen sich Arztpraxen mit den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise auseinandersetzen.

Wir begrüßen den Schritt der Selbstverwaltung, für die Vertragsarztpraxen einen Schutzschirm aufzuspannen. Ohne Vertragsärztinnen und -ärzte wird die medizinische Versorgung nicht gewährleistet werden können. Nach unseren Informationen arbeiten alle Landes-KVen derzeit daran, Lösungen zu finden, wie die wirtschaftlichen Ausfälle von Arztpraxen überbrückt werden können. Wir bitten unsere Mitglieder, sich dazu an ihre jeweiligen Landesvorsitzenden bzw. Landes-KVen zu wenden.

Notfallpläne für Krankenhäuser

Aber auch im stationären Bereich können Vorkehrungen getroffen werden. Es ist derzeit wichtig, Kapazitäten für dringende Fälle sowie mögliche Corona-Fälle freizuhalten. Daher sollten alle Wahleingriffe verschoben werden.

Wir hoffen es nicht, aber sollte es in deutschen Krankenhäusern zu Zuständen wie in Italien kommen, werden Kolleginnen und Kollegen sowie Pflegepersonal ausfallen. Da die Personaldecke schon jetzt dünn ist, sollte man frühzeitig Ersatz rekrutieren. Es ist auch denkbar, dass medizinisches Fachpersonal aus Praxen vorübergehend für Aufgaben in Krankenhäusern abbestellt wird.

Vernetzung von Niedergelassenen und Krankenhäusern

Urologische Fachärztinnen und -ärzte müssen in allernächster Zeit ihre Ressourcen bündeln und Kapazitäten mit den Krankenhäusern koordinieren. Diese Situation bietet eine große Chance für unsere sektorenübergreifende Versorgung.

Wir stehen vor großen Herausforderungen und wissen nicht, was die Zukunft bringt. Dennoch sollten wir auch einen Blick nach vorne werfen.

Ein Leben mit Corona wird erfordern, künftig auch infizierte Patienten urologisch behandeln zu müssen.

Ein Leben nach Corona bedeutet, all die Patienten zu versorgen, die wir momentan nicht behandeln können. Und das zusätzlich zum weiter laufenden Praxis- bzw. Krankenhausbetrieb.

Auch dafür müssen wir uns rechtzeitig wappnen.

Ich bin zuversichtlich, dass wir diese Krise mit vereinten Kräften meistern werden und appelliere an Sie, Ruhe zu bewahren und Ihren Beruf mit aller Menschlichkeit zu leben.

Bleiben Sie gesund!

Mit herzlichen Grüßen
Ihr Dr. Axel Schroeder
Präsident Berufsverband der Deutschen Urologie e.V.