Beim Parlamentarischen Abend der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) stand die Frage „Wie nachhaltig ist die Urologie und wie nachhaltig kann sie werden?“ im Zentrum. Die Veranstaltung fand statt am 9. Juli 2025 unter der Schirmherrschaft von Matthias Hauer, Mitglied des Bundestages, in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft in Berlin.
Wie es der guten Zusammenarbeit und dem gemeinsamen Selbstverständnis der urologischen Verbände entspricht, bat die DGU den Berufsverband der Deutschen Urologie um einen Beitrag aus berufspolitischer Sicht.
Vereinbarkeit urologischer Patientenversorgung mit dem Konzept von Nachhaltigkeit aus Sicht von Klinik und Praxis
„Ist moderne urologische Patientenversorgung mit dem Konzept von Nachhaltigkeit vereinbar?“ wurde in 5 Impulsbeiträgen aus unterschiedlichen Blickwinkeln thematisiert. Univ. Prof. Dr. Maximilian Burger, Generalsekretär und Sprecher des Vorstandes der DGU, eröffnete den Abend mit seinem Impuls aus Sicht der Klinik. Am Beispiel einer Routine-Prostataoperation zeigte er auf, wie groß der ökologische Fußabdruck im Klinikalltag ist und machte dies plastisch mit Fotos der Müllsäcke pro Eingriff, die zum großen Teil verbrannt werden. Hinzu komme der schlechte Zustand im Hinblick auf die Klimabilanz der meisten Krankenhausgebäude.
Gesundheit ist ein hohes Gut – doch sie darf nicht auf Kosten der Zukunft geheilt werden
Im Anschluss daran beleuchtete BvDU-Präsident Dr. Axel Belusa die Fragestellung aus Sicht der ambulanten Versorgung. Er sieht die Definition des Urvaters der Nachhhaltigkeit, Carl von Carlowitz, als Verpflichtung zur Verantwortung. Carlowitz, der, wie Herr Dr. Belusa, gebürtig ist aus Chemnitz-Rabenstein, fordert in seinem „Lehrbuch über nachhaltige Forstwirtschaft“, dass „nicht mehr Holz geschlagen werden dürfe, als durch Aufforstung nachwachsen kann“. Damit sei Nachhaltigkeit, gerade am Geburtsort Carlowitz‘, kein abstraktes Konzept, sondern gelebter Anspruch.

Herr Dr. Belusa machte die Felder auf, wie jede und jeder Einzelne Ressourcen in der Praxis sparen kann. Das sind im Wesentlichen Mülltrennung und –vermeidung, Vermeidung von Einmalmaterialien, im Entsorgungs-und Reinigungsmanagement, bei Strom und Wasser, in der Mobilität, durch Digitalisierung und KI und durch die Steuerung der Patientenbesuche. Die Herausforderung ist, Ressourcen einzusparen trotz Berücksichtigung rechtlicher Rahmenbedingungen und Richtlinien (v.a. Hygiene und IT) oder auch der Tatsache, dass durch Digitalisierung und KI der Ressourcen- und Stromverbrauch zu gleicher Zeit steigt.
Neben einer Senkung von Ressourcen setzt sich der Berufsverband in den entscheidenden Gremien dafür ein, Prävention und Gesundheit zu fördern, so dass Krankheiten erst gar nicht entstehen oder zumindest so früh wie möglich erkannt werden, unter anderem durch Vorsorgeuntersuchungen für Jungen und junge Männer). Auch Hitzeschutz wird zunehmend ein Thema werden.
Was würde der Vater der Nachhaltigkeit angesichts des Ressourcenverbrauchs in der Medizin heute sagen? Wahrscheinlich: „Gesundheit ist ein hohes Gut – doch sie darf nicht auf Kosten der Zukunft geheilt werden“ – „Was heute bequem ist, bringt morgen den Mangel.“ –
Nachhaltigkeit in der Medizin aus Sicht der Politik und der Wissenschaft und Forschung
In weiteren Impulsvorträgen formulierte der Bundestagsabgeordnete Johannes Wagner (Bündnis 90/Die Grünen), Arzt und Mitglied im parlamentarischen Gesundheitsausschuss, die „Erwartungen der Politik an Leistungserbringer im stationären, wie im ambulanten Sektor in der Medizin“, und betonte, wie stark Klimaschutz und Gesundheit zusammenhängen.
Dr. Theresa Ahrens vom Fraunhofer IESE stellte im Rahmen Ihres Vortrags „Digital Health: Eine grüne Zukunft für das Gesundheitswesen“ Projekte vor, die Prozesse effizienter machen sollen, beispielsweise durch digitale Zwillinge, mit denen Krankheitsverläufe modellhaft dargestellt werden können.
Roadmap der DGU
DGU-Präsident Univ. Prof. Dr. Bernd Wullich stellte mit der Roadmap der DGU sein Herzensprojekt vor. Die Gründung der AG Nachhaltigkeit und Ökonomie in der DGU hat das Ziel, vorhandenes Wissen zu bündeln, neue Evidenz zu schaffen und praktische Veränderung zu ermöglichen und sukzessive zu leben mit Pilotprojekten ab 2027.
Ein sehr gelungener Abend für die Nachhaltigkeit in der Urologie! Der Berufsverband bedankt sich für die Einladung zum Parlamentarischen Abend und freut sich über die gute Zusammenarbeit und das gemeinsame Selbstverständnis der urologischen Verbände.
Titelbild von links: Dr. Axel Belusa, BvDU-Präsident, Univ. Prof. Dr. Bernd Wullich, DGU-Präsident, Dr. Peter Kollenbach, 2. Vizepräsident BvDU, Dr. Peter Kühne, Schatzmeister BvDU, Mira Faßbach, Schriftführerin BvDU, Dr. Thomas Quack, Sprecher des BvDU-Hauptausschusses, Univ. Prof. Dr. Maximilian Burger, DGU-Generalsekretär und Sprecher des Vorstandes
