Berufspolitische Diskussionen und Forderungen beim DGU-Kongress in Leipzig

Kongress mit vielen Teilnehmern und Teilnehmerinnen im Hintergrund. Im Vordergrund ein Mikrofon

Angesichts der gesundheitspolitischen Herausforderungen, vor denen Ärztinnen und Ärzte ste-hen, ist Berufspolitik daseinsbedingend wichtig. Der enge Austausch der urologischen Verbände während des DGU-Kongresses wird deutlich im gemeinsamen „Konsenspapier zur Untersuchung des infertilen Mannes bei einem Paar mit unerfülltem Kinderwunsch“ von BvDU, DGA und DGU

Der diesjährige DGU-Kongress in Leipzig war außer den wissenschaftlich-medizinischen Themen geprägt von berufspolitischer Brisanz. Angesichts der gesundheitspolitischen Herausforderungen, vor denen Ärztinnen und Ärzte stehen, ist Berufspolitik existenziell wichtig. Der Berufsverband der Deutschen Urologie (BvDU) fordert stellvertretend für alle Urologinnen und Urologen in Klinik und Praxis die tragfähige Finanzierung und Entbudgetierung über alle Fachgruppen hinweg sowie innovative und auskömmliche Lösungen für Kliniken und Praxen für die Ambulantisierung, eine sinnvolle Digitalisierung, weniger Bürokratie und mehr Weiterbildung in den Praxen. Die bisher desaströs angegangenen notwendigen Reformen müssen unter Einbeziehung aller Beteiligten auf einen für alle gangbaren Weg gebracht werden.

Im Rahmen der berufspolitischen Veranstaltungen des Berufsverbands der Deutschen Urologie während des DGU-Kongresses diskutierten Urologinnen und Urologen drohende Szenarien und wie bestmöglich mit den demografischen und ökonomischen Entwicklungen und Herausforderungen umgegangen werden kann. Auf dem Kongress wurde der enge Austausch der urologischen Verbände erneut auch in gemeinsamen Veranstaltungen von BvDU, DGU und GeSRU deutlich.

Auf Grundlage des engen Austausches der urologischen Verbände entstehen gemeinsame Positionierungen, wie zuletzt das gemeinsam von BvDU, DGA und DGU verabschiedete „Kon-senspapier zur Untersuchung des infertilen Mannes bei einem Paar mit unerfülltem Kinderwunsch“ für die Andrologie als wichtiger Zusatzqualifikation in der Urologie.

Die Andrologie ist ein interdisziplinär ausgerichtetes Fachgebiet mit hoher Spezialisierung auf bevölkerungspolitisch relevante Erkrankungen, die die reproduktive Gesundheit des Mannes betreffen. Diese Zusatzqualifikation kann erworben werden von Urologen, Dermatologen und Endokrinologen im Rahmen einer Zusatzweiterbildung.

Eine seit Jahren bestehende Arbeitsgruppe des Berufsverbandes der Deutschen Urologie (BvDU), der Deutschen Gesellschaft für Andrologie (DGA) und der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU) verdeutlicht die Relevanz dieses interdisziplinären Gebietes der Urologie.

Insbesondere die Infertilität des Mannes ist interdisziplinär und hat eine klar definierte und für die Versorgung der betroffenen Paare medizinisch relevante Schnittstelle zwischen den reproduktionsmedizinisch-endokrinologisch tätigen FÄ für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Andrologie. Die Betreuung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch erfordert von Beginn an eine enge Zusammenarbeit von Ärztinnen/Ärzten aus Gynäkologie bzw. Reproduktionsmedizin und Andrologie.

Die Richtlinie über Künstliche Befruchtung (KB-RL) zur Kostenerstattung für eine Indikation zur Intrazytoplasmatischen Spermieninjektion statt In-vitro-Fertilisation aus dem Jahr 2017 fordert als Voraussetzung für die Kostenerstattung vor reproduktionsmedizinischen Maßnahmen zwei Spermiogramme, die nach den Richtlinien der WHO durchgeführt werden müssen, sowie die Untersuchung des Mannes. Über die entsprechende Expertise bei der Beurteilung von Spermiogrammen verfügen in besonderer Weise Ärztinnen/Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Andrologie“. Im Falle einer nach Spermiogrammparametern nachgewiesenen schweren Subfertilität ist eine andrologische Untersuchung zu fordern, insbesondere, weil ggfs. Behandlungsmöglichkeiten zur Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit bestehen könnten.

Die Richtlinie zur Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen im Rahmen der assistierten Reproduktion, zuletzt aktualisiert 2021, beschreibt die Entnahme und Übertragung von menschlichen Keimzellen oder Keimzellgewebe im Rahmen der assistierten Reproduktion. Im Hinblick auf das infertile Paar fordert sie explizit die fachkundige Untersuchung des Mannes von einem entsprechend qualifizierten Arzt. Grundsätzlich sollten Ärzte mit der Zusatzbezeichnung „Andrologie“ in Diagnostik und Therapie im Rahmen der assistierten Reproduktion einbezogen sein.

Vor diesem Hintergrund fordern BvDU, DGA und DGU Veränderungen in der derzeitigen Vergütung dieser Untersuchungen und dem Vorgehen. Es ist dringend geboten, eine adäquate Vergütung (extrabudgetär) für diese spezifischen Leistungen für die Diagnostik der männlichen Infertilität sicher zu stellen. BvDU, DGA und DGU fordern weiter, die obigen andrologischen Basisuntersuchungen inklusive der Untersuchung der Männer vor einer reproduktionsmedizinischen Behandlung der Frauen in der andrologischen Praxis umzusetzen und somit auch das Arbeitsgebiet der Andrologie zukunftssicher zu machen, um den medizinischen Standard, der sich in Leitlinien und Richtlinien als relevant erwiesen hat und eine Voraussetzung für die Indikationsstellung der Maßnahmen darstellt, auch in der bevölkerungsweiten Versorgung sicherzustellen.

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