Die Allianz Deutscher Ärzteverbände kritisiert die Zwangsverpflichtung von niedergelassenen Ärzten im Rahmen von Notfallverordnungen, wie sie vom Freistaat Bayern erlassen worden sind. Die nie gekannte Gesundheitsbedrohung der Bevölkerung durch das Corona-Virus erfordert drastische Maßnahmen, die auch vor grundgesetzlich geschützten Werten nicht Halt machen kann.
Wir erleben aber auch eine große Solidarbereitschaft und notwendige Einschränkungen zu erdulden. Naturgemäß sind die Ärzteschaft und das medizinische Personal an vorderster Front gefordert, Menschenleben zu retten und erkrankte Personen optimal zu versorgen. Das geschieht tagtäglich unter Einsatz unserer eigenen Gesundheit unseres ethischen Selbstverständnisses.
Die jetzt angedachten und teilweise schon umgesetzten Notfallverordnungen negieren diesen Einsatz und wollen stattdessen eine staatlich gelenkte Organisationsstruktur schaffen, die per se erst einmal nicht einen einzigen zusätzlichen Arzt, schon gar nicht einen für diese speziellen Aufgaben qualifizierten Arzt an die richtige Stelle setzen wird.
Kritik an staatlichen Eingriffen
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat unlängst die niedergelassenen Vertragsärzte für Ihren Einsatz ausdrücklich gelobt. Sie sind es, die den ersten Schutzwall in der Eindämmung der Pandemie darstellen und die Kliniken von Aufgaben der Regelversorgung entlasten, damit diese dringend benötige intensivmedizinische Kapazitäten vorhalten können. Staatliche Eingriffe gefährden das bewährte System der Aufgabenteilung und bewirken damit letztlich das Gegenteil der Bemühungen, die Katastrophe einzudämmen.
Es ist verständlich, dass staatliche Institutionen alles Notwendige tun wollen, Vorkehrungen für eine unbeherrschbare Situation zu treffen. Die Lage ist bei aller Dramatik aber derzeit nicht unbeherrschbar – nicht zuletzt wegen des unermüdlichen Einsatzes der Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken und Praxen.
Die Ärzteschaft kann nicht nachvollziehen, warum jetzt dem Staat, dem es bisher noch nicht einmal gelungen ist, ausreichende Schutzkleidung zu beschaffen, die bewährten Strukturen der medizinischen Versorgung im Handstreich übernehmen will, statt diese denjenigen zu überlassen, die davon etwas verstehen und es auch trotz aller Widrigkeiten umsetzen.
Über die Allianz Deutscher Ärzteverbände
Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft sind der Berufsverband deutscher Internisten (BDI), die Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände (GFB), der Hartmannbund, MEDI GENO Deutschland, der NAV-Virchowbund und der Spitzenverband Fachärzte Deutschlands (SPIFA). Die ärzte genossenschaft Nord wird von ihrem 1. Sprecher Dr. Svante Gehring im Vorstand von MEDI GENO Deutschland – ein Interessen- und Wirtschaftsbündnis der einzelnen MEDI Verbände und Ärztegenossenschaften in den Bundesländern – vertreten.
Quelle: Offener Brief der Allianz Deutscher Ärzteverbände