Patientensteuerung

Viele weiße Papierpfeile auf weißem Grund

Das unbegrenzte Leistungsversprechen der Politik für die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen ist nicht mehr haltbar.

Ohne eine qualifizierte und effektive Patientensteuerung wird die Versorgung aufgrund zunehmend begrenzter Ressourcen – finanziell und personell – nicht zu schaffen sein.

Primäre Versorgungspfade schaffen für Haus- und grundversorgende Fachärzte, u. a. Urologinnen und Urologen

Verbindliche Versorgungspfade müssen geschaffen werden, bei denen Haus- und grundversorgende Fachärzte, u. a. Urologinnen und Urologen, die Betreuung übernehmen. Der Direktzugang zum grundversorgenden Fach Urologie muss weiter ermöglicht werden. Die freie Arztwahl in der jeweiligen Versorgungsebene muss davon unberührt bleiben. Dadurch würde auch ein „Ärztehopping“ vermieden und Ressourcen würden nicht doppelt in Anspruch genommen werden. – Ausnahmen von diesem Regelfall können entsprechend definiert werden. Die Information könnte über einen Eintrag in die Elektronische Patientenakte erfolgen.

Entbudgetierung grundversorgender Haus- und Fachärzte

Hierfür müssen aktuell bestehende Fehlanreize im Honorarsystem, insbesondere die Budgetierung im ambulanten Bereich abgeschafft werden. Aufgrund des aktuellen Systems haben Arztpraxen das Interesse, möglichst viele Krankenkassenkarten innerhalb eines Quartals zur Abrechnung zu bringen. Ärztinnen und Ärzte können in diesem System die wirtschaftliche Verantwortung für ihr Budget nur bedingt übernehmen.

Intersektorale Zusammenarbeit weiter verbessern

Der reibungslose, bedarfsgerechte Übergang aus dem Krankenhaus in die Nachbetreuung und -behandlung durch ihre grundversorgenden Ärztinnen und Ärzte gewährleistet für Patientinnen und Patienten eine hohe Zufriedenheit und zugleich eine so gering wie mögliche finanzielle Belastung des Gesundheitssystems.

Dabei ist die reibungslose Zusammenarbeit zwischen stationärer und ambulanter Versorgung entscheidend. Die digitale sektorenübergreifende Vernetzung ist hierfür elementar. Haus- und Facharztpraxen müssen in enger Kooperation mit den Krankenhäusern weiter zusammenarbeiten. Die Strukturen, die bestehen, müssen weiterentwickelt und nicht zerstört werden und die Menschen, die in dem Bereich arbeiten, einbezogen und mitgenommen werden.

Notfallversorgung steuern

Vor dem Gang in die Notaufnahme muss eine verbindliche, strukturierte medizinische Ersteinschätzung telefonisch, digital oder durch eine integrierte Leitstelle erfolgen.

Das bedeutet in der Folge für:

Hausärztinnen und –ärzte:

Die Zahl der Hausärztinnen und Hausärzte muss erhöht werden. Die aktuelle Überlastung der Hausärzteschaft führt potenziell zu einer schnelleren Überweisung zum Facharzt, zum Teil, ohne die hausärztlichen Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben.

Die Qualifizierung der Studierenden und die Qualifizierung in der Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin muss verbessert werden in den Themen urologische Notfälle und urologische Komplikationen. Hier ist bereits eine hohe Kompetenz in der Hausärzteschaft vorhanden. Um die Dringlichkeit urologischer Leitsymptome besser einschätzen zu können, muss die Hausärzteschaft weiter qualifiziert werden, um bestehende Lücken zu schließen.

Kassenärztliche Vereinigungen

Urologische Prozeduren müssen besser vergütet werden. Die Urologie ist ein operatives / interventionelles Fach. Es müssen Anreize geschaffen werden, Prozeduren, wie z.B. Zystoskopien oder die Urodynamik, besser zu vergüten.

Der Quartalsbezug muss aufgehoben werden, um unnötige Arztkontakte von Patientinnen und Patienten mit langfristiger Betreuung zu reduzieren und Termine für weitere Patienten zu schaffen. Alternativ könnte ein alternativer Durchführungsmodus erarbeitet werden, um den Quartalsbezug zu entzerren.
Die Abschaffung von Budgets für Medikamente, Heil- und Hilfsmittel könnten ebenso zur Verringerung von routinemäßigen Wiedervorstellungen beitragen.

Politik

Ehrlichkeit gegenüber dem Wähler, dass die Ressourcen begrenzt sind. Jedem Versicherten steht eine Behandlung zu, aber nicht jede Bagatellerkrankung muss mit Hochleistungsmedizin angegangen werden.

Es muss jedem klar sein, dass Versicherte nur Anspruch auf eine ausreichende, notwendige, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung haben. Dies muss gleichermaßen für Krankenhäuser gelten. Es kann nicht sein, dass eine nach WANZ- Kriterien nicht indizierte Untersuchung oder Behandlung in der vertragsärztlichen Versorgung nicht durchführbar ist, aber die Krankenhäuser diese Versorgung vergütet bekommen. Damit wird die Vertragsärzteschaft hintergangen.

Für die „beste“ Medizin könnten Zusatzversicherungen und Wahltarife Abhilfe schaffen.

Gesellschaft

In der Bevölkerung muss Akzeptanz erzeugt werden, dass nicht jede Erkrankung nach (Erst-) Versorgung einer Zweit- und Drittbeurteilung bedarf. Zum Beispiel: der im Notdienst qualifiziert behandelte Infekt darf nicht zwingend eine Routinevorstellung bei Haus- und Facharzt nach sich ziehen.

Es muss wieder ein Klima des Vertrauens erzeugt werden in die Ärzteschaft, auch, damit dem Erstversorger (Hausarzt, Facharzt, Notfalldienst oder Videosprechstunde) geglaubt wird.

Versicherte

Stärkung der Gesundheitskompetenz der Bevölkerung. Klare Regelung, wer wann für was zuständig ist.

Ausschließlich in sozialen Brennpunkten sieht der Berufsverband eine Daseinsberechtigung von Einrichtungen, die als Gesundheitskioske bezeichnet werden könnte.