85 Prozent der Corona-Patienten werden ambulant versorgt – Schutzausrüstung weiter Mangelware

Frontalansicht. Die Maske liegt auf dem Tisch.

Mangelnde Schutzausrüstung stellt bei der Bekämpfung des Coronavirus nach wie vor das größte Problem in Arztpraxen dar. Zwar würden seit Ende vergangener Woche nach und nach Lieferungen eintreffen, aber teilweise nur kleine Mengen, sagte KBV-Vorstandsvorsitzender Dr. Andreas Gassen gestern in einer Online-Pressekonferenz.

Vor diesem Hintergrund lehnt der KBV-Vorstand eine allgemeine Maskenpflicht für die Bevölkerung ab. „Wenn wir ausreichend Schutzmaterial für die medizinische Versorgung haben, können wir darüber nachdenken“, betonte KBV-Vizechef Dr. Stephan Hofmeister. „Jetzt nicht.“

Gassen wies darauf hin, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen Lager- und Logistikkapazitäten eingerichtet hätten, um die Schutzmaterialien an die Praxen zu verteilen. Umso erstaunlicher sei es, dass jetzt die Bundesländer Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Schleswig-Holstein und Bremen selbst die Verteilung übernehmen wollten.

Ohne Schutzausrüstung droht Praxisschließung

Die gerade anlaufende Ausstattung der Praxen mit Schutzmasken, Kitteln, Handschuhen und dergleichen dürfe nicht durch „Konkurrenzgerangel“ gefährdet werden, warnte er. Denn ohne ausreichende Schutzausrüstung müssten Ärzte infektiöse Patienten abweisen und im Extremfall ihre Praxis schließen.

Dies hätte fatale Folgen für die Versorgung. Sechs von sieben Patienten mit COVID-19 würden in Deutschland ambulant behandelt. Dadurch könnten sich die Krankenhäuser auf schwere und beatmungspflichtige COVID-Fälle konzentrieren, betonte Gassen und fügte hinzu: Dies gelinge, obwohl die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten gleichzeitig die Regelversorgung aufrechterhalten müssten.

Corona-Sprechstunden und Entlastung der Praxen

Vor allem Hausarztpraxen und Kinderarztpraxen seien derzeit stark gefordert, erläuterte Hofmeister. Denn sie müssten dafür sorgen, dass die regulären Patienten von den potenziell infizierten und an Corona erkrankten Patienten getrennt würden. Zudem hätten die Kassenärztlichen Vereinigungen inzwischen flächendeckend spezielle Corona-Praxen zum Schutz der Patienten eingerichtet.

Hofmeister wies auf die vielen Sonderregelungen hin, die in kurzer Zeit zur Entlastung der Praxen auf den Weg gebracht wurden. So seien Dokumentationsverpflichtungen ausgesetzt, die Videosprechstunde geöffnet oder die telefonische Krankschreibung ermöglicht worden.

Zur Frage der Ausweitung von Labortests verwies der Vorstand unter anderem auf aktuelle Zahlen, nach denen Deutschland zu den Ländern mit den meisten Tests pro Einwohnerzahl gehört. Nur in der Schweiz würden mehr Menschen getestet.

Quelle: KBV